Nudging in der Seniorenverpflegung

Nudging ist auch in der Seniorenverpflegung ein vielversprechender Ansatz, um eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Speiseauswahl zu fördern. Ein Beispiel für Nudging in der Seniorenverpflegung wäre die attraktive Präsentation von gesunden Speisen und Getränken, um die Aufmerksamkeit der Senioren zu gewinnen und ihre Bereitschaft zum Verzehr zu erhöhen. Indem gesunde Gerichte ansprechend benannt und beschrieben werden, kann das Interesse und der Appetit der Senioren gesteigert werden. Darüber hinaus könnten kleinere Teller verwendet werden, um Portionen zu kontrollieren und Überessen zu reduzieren.

Nudging kann auch genutzt werden, um die Auswahl gesunder Optionen zu erleichtern. Zum Beispiel können Obst und Gemüse an prominenten Stellen platziert werden, während ungesunde Snacks in den Speisekarten weniger präsentiert werden. Visuelle Hinweise wie farbige Aufkleber oder Symbole können ebenfalls verwendet werden, um gesunde Speisen und Getränke deutlich zu kennzeichnen.

Im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung ist in den letzten Jahren immer häufiger vom Ansatz des Nudgings zu hören. Der Begriff kommt aus dem Englischen ("to nudge") und bedeutet so viel wie "sanft anstupsen". Beim Nudging geht es darum, das Verhalten von Menschen ganz ohne Zwang oder Verbote in eine wünschenswerte Richtung zu lenken. In der Gemeinschaftsverpflegung zielen entsprechende Maßnahmen darauf ab, die Tischgäste zumeist unbewusst zur Wahl gesundheitsfördernder und nachhaltiger Speisen und Getränke zu bewegen. Dazu wird die Umgebung, in der die Auswahl erfolgt, so gestaltet, dass entsprechende Speisen und/oder Getränke besonders attraktiv dargeboten werden und leicht zugänglich sind.

Was ist nudging?

Fragezeichen
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Nudging durch...

Gemüse und Obst
Informationen

Durch interessante, bisher nicht bekannte Informationen über ein Gemüse oder Gericht kann man das Interesse an diesem wecken. So wie das Abbauen eines Vorurteile gegenüber eines bestimmter Zutaten.

Beeren
Framing

Framing bezeichnet das darstellen eines Produktes in einem anderen Kontext. Zum Beispiel kann man Schokolade als Glücklichmacher oder Belohnung, aber auch als ungesunde Süßigkeit bezeichnen.

Essensausgabe
Standardisierung 

Wenn die gesunde Menü-Option die standardmäßig angebotene ist, wird häufiger zu diesem gegriffen.

Impulse setzen ohne Einschränkung der Wahlfreiheit

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass Nudging ethisch durchgeführt werden sollte und die Maßnahmen immer transparent sein sollten. Nudging sollte darauf abzielen, positive Veränderungen zu fördern, ohne manipulativ zu sein oder die Wahlfreiheit der Senioren einzuschränken. Es geht darum, positive Anreize zu setzen und das gesunde Verhalten zu fördern, anstatt die Menschen zu bevormunden oder zu manipulieren. Nudging kann ein wirkungsvolles Werkzeug sein, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen in der Gemeinschaftsverpflegung zu fördern.

Seniorenpflege
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Einsatz in der Seniorenpflege

Nudging-Maßnahmen bieten ein breites Spektrum an kreativen Möglichkeiten, um ein gesundheitsförderndes und nachhaltiges Angebot in Ihrer Gemeinschaftsverpflegung besonders attraktiv zu präsentieren. Die Grenzen Ihrer Kreativität existieren dabei nicht. Im Folgenden sind einige ausgewählte Maßnahmen aufgeführt, die als Beispiele dienen und Ihnen zeigen sollen, wie Sie das Bewusstsein für gesunde Speisen und Getränke auf spielerische Weise steigern können.

Beispiele für Nudging-Maßnahmen

  1. Sprechende Speisekarten: Nutzen Sie ansprechende Beschreibungen und Bilder, um gesunde Gerichte auf der Speisekarte besonders hervorzuheben. Verwenden Sie beispielsweise farbige Symbole oder kleine Icons, um vegetarische, vegane oder kalorienarme Optionen deutlich zu kennzeichnen.
  2. Verlockende Präsentation: Platzieren Sie frisches Obst und knackiges Gemüse an gut sichtbaren und leicht erreichbaren Stellen, um die Aufmerksamkeit Ihrer Gäste auf diese gesunden Optionen zu lenken. Dekorative Obstschalen oder Gemüsekörbe können das Verlangen nach einer gesunden Zwischenmahlzeit steigern.
  3. Wohlduftende Aromen: Der Duft von frisch zubereiteten Speisen kann die Sinne ansprechen und das Verlangen nach gesunden Mahlzeiten erhöhen. Achten Sie darauf, dass verlockende Aromen durch die Räumlichkeiten ziehen kann.
  4. Portionierung und Tellergröße: Verwenden Sie kleinere Teller und Schüsseln, um die Portionen optisch größer wirken zu lassen. Dies kann dazu führen, dass sich Ihre Gäste bewusster mit der Menge an Essen auseinandersetzen und möglicherweise weniger verschwenderisch mit den Ressourcen umgehen.
  5. Nudging durch Platzierung: Platzieren Sie gesunde Snacks und Getränke an gut frequentierten Orten, etwa an der Ausgabetheke oder an der Kasse. Wenn diese Optionen leicht zugänglich sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Gäste zu ihnen greifen.
  6. Mitmach-Aktionen: Integrieren Sie Ihre Gäste aktiv in den Prozess. Bieten Sie beispielsweise eine "Create-your-own-Salad"-Station an, bei der die Gäste ihre eigenen gesunden Salate zusammenstellen können. Das fördert die Wertschätzung für gesunde Lebensmittel und steigert die Zufriedenheit Ihrer Gäste.
  7. Geschmackserlebnisse zelebrieren: Veranstalten Sie thematische Tage, an denen bestimmte gesunde Speisen oder regionale Produkte im Fokus stehen. Das weckt die Neugierde und Begeisterung der Gäste für vielfältige, gesunde Ernährung.
  8. Informative Kommunikation: Stellen Sie neben den Speisen Informationen zu deren gesundheitlichen Vorteilen oder zur nachhaltigen Herkunft bereit. Transparenz und Aufklärung können das Verständnis und die Wertschätzung für gesunde und nachhaltige Ernährung fördern.
  9. Anregende Speisenkombinationen: Präsentieren Sie Kombinationen aus gesunden Speisen und Getränken, die geschmacklich gut harmonieren. Zeigen Sie beispielsweise auf, welche Salate besonders gut mit einem frischen Smoothie harmonieren, um die Gäste zu animieren, gesunde Mahlzeiten auszuwählen.
  10. Belohnungssysteme: Implementieren Sie kleine Belohnungen für diejenigen, die gesunde Optionen wählen. Dies kann in Form von Treuepunkten, Rabatten oder sogar kleinen Geschenken erfolgen, um die Motivation zur gesunden Ernährung zu steigern.

Was für den Erfolg zu beachten ist


Bei der Umsetzung von Nudging-Maßnahmen sollten Sie die räumlichen und organisatorischen Gegebenheiten berücksichtigen. Je nachdem, ob Sie Tellergerichte, Buffet-Angebote oder Ausgabetheken anbieten, ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten. Es empfiehlt sich, mehrere Nudges miteinander zu kombinieren, um die Wirksamkeit zu verstärken und das gesundheitsfördernde Erlebnis für Ihre Gäste zu optimieren.

Daumen hoch
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So gelingt die Umsetzung

Um Nudging-Maßnahmen erfolgreich umzusetzen, ist ein kreatives und motiviertes Team von großer Bedeutung. Beteiligen Sie Personen aus verschiedenen Bereichen, wie der Küche, dem Hauswirtschaftsbereich, der Ausgabe und gegebenenfalls der Pflege und dem Qualitätsmanagement. Binden Sie auch Ihre Tischgäste und möglicherweise deren Angehörige in die Überlegungen und Planungen ein. Wichtig ist, dass alle gut über die Prinzipien des Nudgings informiert sind und sich regelmäßig austauschen. Idealerweise sollte eine koordinierende Person bestimmt werden, die die beteiligten Personen regelmäßig zusammenführt. Ein strukturiertes Vorgehen ist ebenfalls wichtig:

2. Ausgabesituation und Auswahlverhalten

Beobachten und dokumentieren Sie, welche Faktoren das Auswahlverhalten Ihrer Tischgäste beeinflussen und wie die tatsächliche Ausgabesituation aussieht. Achten Sie darauf, wo, wie und warum Ihre Tischgäste bestimmte Speisen und/oder Getränke auswählen. Wenn Sie zum Beispiel das Ziel haben, dass Ihre Bewohner*innen mehr zwischen den Mahlzeiten trinken, beobachten Sie genau, welche Getränke sie bevorzugen, wo sie sich tagsüber gerne und häufig aufhalten und welche Gelegenheiten es gibt, bei denen sie (mehr) trinken könnten. Überlegen Sie, zu welchen Aktivitäten Sie gezielt mehr Getränke anbieten könnten, zum Beispiel die "Sport-Apfelsaft-Schorle" vor und nach einer Bewegungseinheit.

3. Umsetzungsstrategien planen

Basierend auf Ihren Zielen und Beobachtungen definieren Sie die Nudges, die Sie umsetzen möchten. Die oben genannten Beispiele dienen als Inspiration, es gibt jedoch zahlreiche weitere Möglichkeiten. Seien Sie kreativ! Legen Sie einen zeitlichen Rahmen fest und bestimmen Sie, wer aus Ihrem Team für die Umsetzung verantwortlich ist.

4. Maßnahmen umsetzen

Jetzt geht es darum, die geplanten Nudges umzusetzen. Achten Sie darauf, dass alle Beteiligten gut informiert sind. Beschaffen Sie alle erforderlichen Materialien wie Schilder, Tafeln oder Geschirr.

5. Erfolg überprüfen

Erheben Sie erneut die Bestell- oder Ausgabezahlen und vergleichen Sie sie mit den Anfangswerten. Hat sich der Konsum der betreffenden Lebensmittel, Komponenten oder Gerichte in die gewünschte Richtung verändert? Haben Sie Ihre Ziele erreicht? Wenn Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg zeigen, beenden Sie diese und reflektieren Sie gemeinsam, woran dies liegen könnte. Nehmen Sie gegebenenfalls Anpassungen vor und starten Sie den Prozess von Neuem.

Senioren Gerechte Verpflegung

Besondere Ernährungsformen

Vorallem in der Seniorenverpflegung kommt es zu besonderen Herausforderungen, bezüglich Konsistenz und Nährstoffbedarf im Alltäglichen Menü. Über die Besonderheiten bei Schluckbeschwerden und Chronischen Erkrankungen bis hin zu Sonderformen der Ernährung bei Allergien gibt es viele interessante Informationen, Anregungen und Tipps zu entdecken. 

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